Professionelle Autoren erzählen selten rein Biografisches, sondern sie arbeiten als Geschichtenerzähler und Wörter(er)finder auf der Grundlage solider Recherche und einer Idee, die sie erzählend oder dichtend in Form gießen. Dass in diese literarischen Springformen auch Erfahrungen aus dem eigenen Leben fließen, ist nicht ungewöhnlich, aber das Ob und Wie stellt für den Autor in der Regel keine zentrale Frage dar. Die Kunst, eine gute Geschichte zu erzählen besteht nicht darin, (tatsächliche) Wirklichkeit zu vermitteln, sondern (zeitlose) Wahrheit, die Leser über den Tag hinaus mitnimmt, sie anregt, aufregt, verstört, bewegt, berührt.
Zutaten aus der Realität können die Würze geben, aber selten trägt ein "echtes" Leben eine gute Geschichte allein. Das gilt auch für Nikola Hahns Erzählungen und Romane. Dennoch: Die Autorin verwebt die Themen Polizei, Kunst und Literatur auf unterschiedlichste Weise. Und wenn sie wie in "Wenn der November vorüber ist" Tod und Sterben in der eigenen Familie literarisch verarbeitet oder in "Die Startbahn" sogar zur Zeitzeugin und Chronistin wird, ist die Regel über biografische Grenzen obsolet.
Lassen Sie sich überraschen.